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Behandlung der rheumatoiden Arthritis mit dem Januskinase-Inhibitor Baricitinib

Bartsch V mit Kommentar von Müller-Ladner U
J Med Drug Rev 2019;9: 1-17

Abstract

Eine frühe,  aggressive, auf das Erreichen und die Aufrechterhaltung einer klinischen Remission abzielende Therapie der rheumatoiden Arthritis (RA) mit krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARDs) gilt heute als lege artis. Ein häufiges Problem ist allerdings, dass die Patienten auf ein konventionelles synthetisches DMARD (csDMARD) wie etwa Methotrexat (MTX) unzureichend oder nicht ausreichend lange ansprechen oder die Therapie nicht vertragen. Dann muss möglichst rasch auf ein DMARD mit anderem Wirkungsmechanismus umgestellt werden. Mit Baricitinib steht als Alternative zu den biologischen DMARDs wie etwa den TNFa-Inhibitoren (TNFi) eine gleichwertige, wirksame und gut verträgliche Therapieoption zur Verfügung. Baricitinib ist ein oral verabreichbarer klein molekularer Hemmstoff der Januskinasen JAK1 und JAK2. Über den JAK-STAT - Signalweg verläuft die Signalgebung einer ganzen Familie von Rezeptoren entzündungsvermittelnder Zytokine, sodass Baricitinib möglicherweise einen breiteren antirheumatischen Wirkansatz realisiert als die bDMARDs. Im vorliegenden Review werden die klinischen Ergebnisse aus den vier Phase- III-Schlüsselstudien mit Baricitinib bei verschiedenen Populationen von RA-Patienten sowie die Daten aus einer Langzeit-Verlängerungsstudie und einer gepoolten Sicherheitsanalyse vorgestellt. In der Phase-III-Studie RA-BUILD wurde Baricitinib in den Dosierungen 4 mg/Tag und 2 mg/Tag an bDMARD-naiven Patienten, die auf mindestens ein csDMARD unzureichend angesprochen hatten oder die Therapie nicht toleriert hatten , mit Placebo verglichen. In RA-BEAM war die Zielpopulation ähnlich, hier wurde Baricitinib 4 mg/Tag jedoch direkt („Head-to-Head“) mit dem TNFi Adalimumab sowie Placebo, jeweils in Kombination mit MTX, verglichen. In RA-BEACON waren die Patienten bereits deutlich intensiver, d. h. bereits mit einem oder mehreren bDMARDs, vorbehandelt; verglichen wurde in dieser Population Baricitinib in beiden Dosierungen mit Placebo. RA-BEGIN schließlich deckte Patienten mit RA ab, die noch gar kein csDMARD oder allenfalls für ganz kurze Zeit MTX erhalten hatten.1  Baricitinib 4 mg/Tag erwies sich beim primären Endpunkt, der ACR20-Ansprechrate nach 12 bzw. 24 Wochen, signifikant wirksamer als Placebo und die aktiven Vergleichstherapien. Die überzeugende Wirksamkeit von Baricitinib zeigte sich auch bei einem breiten Spektrum sekundärer klinischer Endpunkte und PROs („patient-reported outcomes“). Die subjektive Besserung unter Behandlung mit Baricitinib war oft schon früh im Therapieverlauf nachweisbar und hielt bis zum Studienende nach 24 bzw. 52 Wochen an. In der Langzeit-Verlängerungsstudie bestätigte sich schließlich ein ganz zentraler Befund der Einzelstudien, wonach Baricitinib nämlich das Fortschreiten der radiologisch nachweisbaren Gelenkerosion signifikant verlangsamt. In der gepoolten Analyse der Sicherheitsdaten aus 8 Studien war die Häufigkeit der meisten unerwünschten Ereignisse unter Baricitinib denen mit Placebo vergleichbar. Ein erhöhtes  Infektionsrisiko, das auch von anderen DMARDs bekannt ist, sollte allerdings beachtet werden. Insgesamt erwies sich Baricitinib in den klinischen Studien als wirksames und im Allgemeinen gut verträgliches Medikament, das für viele RA-Patienten eine Therapieoption sein kann, wenn die vorausgegangene Behandlung mit konventionellen oder biologischen DMARDs unbefriedigend verlaufen ist.

Baricitinib.pdf