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Idebenon – die erste zugelassene und effektive Behandlungsmöglichkeit der Leberschen Hereditären Optikus-Neuropathie (LHON)

Bartsch V & Müller-York A mit Kommentar Lagrèze WA
J Med Drug Rev 2016;6: 35-49

Abstract

Die Lebersche Hereditäre Optikus-Neuropathie (LHON) ist eine seltene, durch Mutationen der mitochondrialen DNA bedingte Erkrankung, die sich meist in der Adoleszenz oder im jungen Erwachsenenalter mit einer plötzlich auftretenden initial einseitigen, später beidseitigen erheblichen Visusminderung manifestiert. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Degeneration der retinalen Ganglienzellen und einer Atrophie des Sehnerven, die zumeist zur irreversiblen, massiven Sehbehinderung oder sogar fast vollständigen Erblindung führt. Mit Idebenon, einem kurzkettigen Analogon von Ubichinon, steht nun erstmals eine wirksame, zugelassene Therapieoption zur Verfügung. Idebenon wirkt als Elektronenüberträger in der Atmungskette sowie als Antioxidans und kann auf diese Weise die gestörte Energiebereitstellung in den Sehnervenzellen verbessern.

In der randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie RHODOS wurden 85 LHON-Patienten über 24 Wochen im Verhältnis 2:1 entweder mit Idebenon 900 mg/Tag oder Placebo behandelt. Idebenon erwies sich als gut verträglich. Der primäre Endpunkt, die Visusänderung des Auges mit der besten Visuserholung bzw. der geringsten Visusverschlechterung, zeigte einen klaren Trend zugunsten von Idebenon, allerdings konnte keine statistische Signifikanz erreicht werden. Wenn aber, wie in einem sekundären Endpunkt untersucht, die Visusänderung beider Augen berücksichtigt wurde, war die Differenz zu Placebo signifikant (p=0,026). Besonders groß war der visuserhaltende bzw. -verbessernde Effekt von Idebenon bei Patienten mit prognostisch ungünstigen Mutationen sowie Patienten mit diskordantem Ausgangsvisus beider Augen. Einen positiven Effekt zeigte Idebenon auch auf das Farbsehen und die Farbkontrasterkennung. Eine Kontrolluntersuchung 30 Monate später bei einem Teil der Patienten ergab, dass die unter Idebenon erreichteVisusbesserung auch nach Ende der Therapie stabil blieb. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die Behandlung mit Idebenon möglichst früh im Krankheitsverlauf begonnen werden sollte, um die irreversible Schädigung und Degeneration der retinalen Ganglien- und Sehnervenzellen zu verhindern.

Im Anschluss an die RHODOS-Studie wurden vor der Zulassung von Idebenon als Raxone® weitere Studien mit Idebenon bei LHON durchgeführt. Insbesondere ist hier das multizentrische „Expanded Access Programm“ (EAP) zu nennen, bei dem bis zu einer ersten Zwischenauswertung im März 2015 [HASHAM et al., 2016] 69 LHONPatienten eingeschlossen und evaluiert wurden. Diese Auswertung bezog sich in erster Linie auf den Parameter „Clinical Relevant Response“ (CRR), der nach 6 Monaten Therapie in beiden Studien ähnliche Werte zeigte (ca. 30 %) und im EAP auf bis zu 40,6 % nach 16 Monaten Therapie anstieg. Die Zusammenschau dieser beiden Studien bietet sowohl hinsichtlich der CRR als auch der Therapiedauer eine gute Orientierungsmöglichkeit für dasPotenzial von Idebenon im klinischen Einsatz bei LHON.

Idebenon.pdf